In einem Schmetterlingshaus können Sie fazinierende Fakten und interessantes Verhalten beobachten. Schauen Sie genau hin. Es liegt direkt vor Ihren Augen.

Die Farben

Viele Schmetterlinge zeigen wunderbare Farben. Bei den meisten Schmetterlingen sind die Farbpigmente in kleinen Schuppen auf den Flügeln. Beim Blauen Morpho ist das anders. Seine Schuppen haben überhaupt keine Pigmente. Warum sind sie dann so schillernd blau?

Die Ultrastruktur der Schuppen sehen aus wie ein kleiner Kamm. Lichtbrechung ist für das schillernde Blau verantwortlich.

Die Ultrastruktur der Schuppen sehen aus wie ein kleiner Kamm. Lichtbrechung ist für das schillernde Blau verantwortlich.

Männliche Morphos werden von Blau magisch angezogen. Wenn Sie ein hellblaues T-Shirt tragen, bekommen Sie möglicherweise schnell einen Besucher.

Warnfarben

Raupen von bestimmten Schmetterlinge fressen giftige Pflanzen und speichern das Gift in ihrem Körper. Deswegen sind die Schmetterlinge für Vögel und Reptilien ungenießbar. Diese Schmetterlinge zeigen Warnfarben. So wie Wespen gelb-schwarz gestreift sind. Wenn ein Vogel sich einmal den Magen verdorben hat, wird er schnell lernen, welchen Schmetterling er lieber nicht fressen sollte.

Giftige Schmetterlinge haben oft einen besonders lässigen Flugstil. Sie wollen ja gesehen werden.

Mimikri

Wenn ein Räuber einmal seine Lektion gelernt hat, wird es rasch Nachahmer geben. Es ist viel einfacher, wenn man etwas nur einmal lernen muss. Einige Arten sind so gute Nachahmer, dass man sie kaum auseinanderhalten kann.


Diese zwei Heliconius-Schmetterlinge unterscheiden sich nur in Kleinigkeiten.

Aber Schmetterlinge sehen die Welt anders als wir Menschen. Sie können polarisiertes (d.h. gebrochenes) Licht sehen, was wir nicht können. In polarisiertem Licht sehen ähnliche Arten oft unterschiedlich aus.

Am Abend sammeln sich Heliconius-Falter an bestimmten Übernachtungsplätzen. Der Ruheplatz wird mit einem Duft markiert und Nacht für Nacht wieder aufgesucht. Dieses Verhalten soll gegen Fressfeinde helten. Ein Räuber wird vielleicht einen Schmetterling fressen. Aber dann wird er merken, dass diese Art nicht gut schmeckt.

Natürlich gibt es auch Nachahmer, wie nur vorgeben giftig zu sein. Das ist ja auch viel einfacher, als giftige Pflanzen zu fressen, zu verdauen und das Gift im Körper zu speichern.

Das Diadem ist völlig ungiftig. Das Weibchen sieht bloß so aus wie ein giftiger Schmetterling.

Abschreckung

Vögel kann man durch große Augenflecken erschrecken – zumindest für einen Moment. Dieser Moment reicht manchmal um gerade noch zu entkommen.

Erschrecken

Wenn sich manche mittelamerikanische Schmetterlinge bedroht fühlen, fliegen sie mit lautem Knattern auf, um Fressfeinde zu erschrecken. Das gab ihnen auch ihren Namen – Knacker.

Tarnung

Ein andere Methode, einem Räuber zu entgehen, ist eine gute Tarnung. Blatt-Schmetterlinge haben das perfektioniert.

Ablenkung

Wenn man schon erwischt wird, dann sollte es wenigstens nicht das Leben kosten. Bläulinge haben oft Augenflecken und Schwänze, die wie Antennen aussehen. Wenn sie sich hinsetzen, werden die „falschen Fühler“ immer hin und her bewegt, um die Illusion zu vervollständigen. Wenn ein Vogel nach dem falschen Kopfende pickt, verliert der Schmetterling nur ein kleines Stückchen Flügel und erhält eine zweite Chance.

Ernährung

Der dünne Rüssel (Proscobis) eigenet sich nur für flüssige Nahrung. Die meisten Schmetterlinge saugen nur Nektar. Nektar ist reich an Zucker, aber hat fast keine anderen Nährstoffe wie Eiweiß, Fett oder Mineralien. Das ist der Grund, weswegen die meisten Schmetterlinge nur ein paar Wochen leben.

Die großen Schwalbenschwänze brauchen so viel Energie, dass sie sich kaum zum Trinken hinsetzen können. Sie flatten pausenlos von einer Blüte zur nächsten.

Manche Arten ergänzen ihre Nahrung durch überreifes Obst, z.B. der Bambus-Falter, Morphos oder der Rote Knacker. Der Papier-Drachen-Schmetterling (oder Baum-Nymphe) saugt an Säften verletzter Bäume. Andere Schmetterling nehmen auch Honigtau auf, das von Blattläusen ausgeschieden wird.

Männliche Schmetterlinge, z.B. Schwalbenschwänze, kann man häufig beobachten, wie sie Mineralien von feuter Erde aufnehmen. (Mud puddeling)

Männliche Glasflügel-Falter müssen Substanzen (Alkaloide) von bestimmten Pflanzen aufnehmen, um Pheromone (Sexuallockstoffe) bilden zu können.

Heliconius-Schmetterlinge sammel Pollen, um ihre Diät zu ergänzen. Man kann gut die Pollen auf den Rüssel von gesunden Heliconius-Schmetterlingen sehen.

Natürliche Pollen-Quellen sind Psiguria (Dschungel-Gurke), Gurania, Psychotira und Lantana (Wandelröschen). Einige Heliconius-Schmetterlinge lernen auch Pollen von Passionsblumen zu sammeln. Sie warten, bis die Blüte verwelkt (sich schließt). Dann wird die Blüte angestochen und der Pollen herausgestreift.

Der Pollen wird mit Speichel gemischt und dann geknetet. Sie können den kleinen Tropfen Speichel erkennen, der zum Pollen hinzugegeben wird.

Einige Schmetterlinge sammeln großen Mengen Pollen. Pollen enthält viel Eiweiß. Deswegen leben Heliconius-Schmetterlinge bis zu 9 Monate (aktive Fugzeit). Für Schmetterlinge ist das steinalt.

Wanderungen

Die Wanderungen des Monarch-Falters sind legendär. Jedes Jahr breiten sich Monarch-Falter von Mexiko über die ganze USA bis nach Canada aus. Im Herbst fliegen die Schmetterlinge in einer großen Wanderung zurück zu ihren Überwinterungsplätzen in Mexiko. Dort treffen sich in einem kleine Waldgebiet dann Millionen Falter.

In günstigen Jahren können sich Afrikanische Gelblinge explosionsartig vermehren. Wenn die Nahrungspflanzen dann knapp werden, suchen sich die Schmetterlinge neue Gebiete. Solche Wanderungzüge können aus Millionen von Schmetterlinge bestehen.  

Selbst bei standorttreuen Arten verlassen immer wieder einzelne Schmetterlinge die Heimat, um neue Gebiete zu besiedeln. Heliconius-Falter sind sehr an ein Gebiet gebunden. Markierungsversuche konnten nachweisen, dass diese Schmetterlinge ihr Revier von mehreren Quadratkilometern sehr gut kennen. Sie kehren regelmäßig zu bestimmten Nektar- und Pollen-Pflanzen zurück. Sogar zur immer gleichen Tageszeit.

Partnerwahl

Sicher, der richtige Parter muss gut aussehen und man muss sich gut riechen können. Männliche Schmetterlinge sind oft bunt, wohingegen Weibchen besser getarnt sind. (Sexual-Dimorphismus)

Das Männchen muss bestimmte Rituale einhalten und das Weibchen mit Düften betören. Männliche Heliconius-Falter haben Duft-Schuppen auf ihren Vorderflügeln. Sie fliegen vor und zurück oberhalb des Weibchens, um ihre Antennen (mit denen sie riecht) mit ihrem Parfüm einzunebeln, damit sie in Stimmung kommt.

Wenn sie ihn akzeptiert, findet die Paarung statt – und kann Stunden dauern. Wenn notwendig, fliegen die beiden sogar zusammen ohne sich zu trennen.

Wenn sie ablehnt, streckt sie ihm ihr Hinterteil entgegen und versprüht Anti-Pheromone.

Bei manchen Arten – wie z.B. dem Blauen Mond oder dem Clipper – richten die Männchen richtige Reviere ein, die heftig verteidigt werden. Man kann sie sehen, wie sie auf einem Aussichtspunkt sitzen und jeden Eindringling verscheuchen. (Perching) Weibchen sind aber willkommen.

Männliche Zebra-Falter warten nicht. Sie sind immer unterwegs, um nach Weibchen zu suchen. (Patroling)

Sonnenuntergang ist die richtige Zeit für den Hochzeitsflug der Eulen-Schmetterlinge. Sie sind recht leidenschaftlich. Wenn Sie spät am Nachmittag in ein Schmetterlingshaus kommen, haben Sie die Chance auf dieses Spektakel.

Monarch-Falter sind richtige Rabauken. Die Männchen schlagen die Weibchen in vollem Flug aus der Luft. Wenn sie zu Boden fällt, wird sie begattet. Nicht sehr charmant.

Noch einen Schritt weiter gehen bestimmte Heliconius-Schmetterlinge. Die Männchen suchen regelmäßig Futterpflanzen nach weiblichen Puppen ab. Noch kurz vor dem Schlüpfen findet die Paarung statt. Man sieht schon die Flügelfärbung des Weibchens durchschimmern.

Manchmal rangeln gleich mehrere Männchen um ein noch gar nicht geschlüpftes Weibchen. Dadurch kann das frisch geschlüpfte Weibchen durchaus in Gefahr kommen.

Die nächste Generation

Befruchtete Weibchen fliegen auf der Suche nach geeigneten Futterpflanzen umher. Die Pflanzen werden sorgfältig geprüft. Nur gesunde Pflanzen der richtigen Art am richtigen Ort werden akzeptiert. Die Pflanzen werden nicht nur optisch geprüft. Die Weibchen nutzen auch ihren Geruch, der in den Fühlern sitzt, und den Geschmackssinn auf den Vorderbeinen und am Ende des Hinterleibs. Manche Schmetterling können sogar die Pflanze vor der Eiablage nochmal ansehen. Sie haben ein zusätzliches „Auge“ am Hinterleib.

Die Kleinen

Raupen des Spitzenflügels leben gesellig. Wenn sie den Kontakt zur Gruppe verlieren, werden sie rasch desorientiert und können sogar sterben.

Kleine Schwalbenschwänze tarnen sich als Vogelkot und kommen ganz gut alleine zurecht.

Manche kleine Heliconius-Raupen leben lieber alleine. Andere werden nicht toleriert. Es kann sogar zu Kannibalismus kommen, z.B. beim Zebra-Falter.

Um Parasiten und Fressfeinde abzuhalten, entwickeln manche Raupen struppige Haare und lästige Stacheln.

“Puppen-Ruhe”

Puppen sind keineswegs Ruhestadien. Der Stoffwechsel ist hoch-aktiv. Flügel, Beine, Sinnesorgane und innere Organe müssen umgebaut oder vollständig neu gebaut werden. Vor dem Schlüpfen wird die Puppe dunkel.

Am Ende der Entwicklung werden die Farbpigmente der Flügel gebildet. Angefange mit Gelb, Blau, Rot, Braun und zum Schluss – einen halben Tag vor dem Schlüpfen – Schwarz.

Schlüpfen

Das Schlüpfen eines Schmetterings ist immer spannend. Die beste Zeit das zu beobachten ist der Vormittag. Die alte Puppenhaut reißt am Kopf auf und spaltet sich bis über den Rücken. Der junge Schmetterling krabbelt heraus.

Der Schmetterling hängt an der alten Puppenhaut oder an einem Zweig und trocknet für ein bis zwei Stunden. Wenn die Flügel getrocknet sind, fliegt der junge Schmetterling in ein neues Leben.